Das Select-Produkt gehört zur Gattung „Moderne Klassik“. Auch bei einem Select-Produkt ist das gesamte Vertragsguthaben des Kunden wie bei der klassischen Lebensversicherung im konventionellen Sicherungsvermögen des Lebensversicherers („Deckungsstock“) angelegt.
Damit hängt auch das Select-Produkt am Tropf der Überschussbeteiligung wie jedes andere Klassik-Produkt auch. Lediglich die Verwendung der Überschussbeteiligung kann unterschiedlich sein.
Bei einem Select-Produkt entscheidet der Kunde jedes Jahr aufs Neue, was mit seiner Überschussbeteiligung geschehen soll. Er kann sie wie bei einer Klassik als „verzinsliche Ansammlung“ einfach seinem Vertragsguthaben zuführen. Auch diese Überschussbeteiligung wird dann im Deckungsstock des Lebensversicherers klassisch angelegt.
Der Kunde hat aber auch die Möglichkeit, seine Überschussbeteiligung in eine Beteiligung am Kapitalmarkt einzutauschen. In diesem Fall wird seine Überschussbeteiligung in spezielle Finanzprodukte, sogenannte Derivate, investiert. Mit diesen Finanzprodukten partizipiert der Kunde entweder an einem der bekannten Indizes oder an einem vom Lebensversicherer „selbstgestrickten“ Index.
Die möglichen Erträge aus dieser Kapitalmarktpartizipation fließen dem Vertragsguthaben zu und werden ebenfalls klassisch im Deckungsstock des Lebensversicherers angelegt.
Im Klartext-Artikel „Select-Produkte – Der (vermeintliche) Heilige Gral der Altersvorsorge“ stelle ich die Select-Produkte etwas ausführlicher vor.
Durchschnittliche Performance im Jahr 2024
Werfen wir einen Blick auf die Performance der Select-Produkte im Jahr 2024. Welche Rendite hat die Partizipation am Kapitalmarkt gebracht?
Grafik 1 zeigt die Verteilung der Renditen aus der Kapitalmarktpartizipation für das Jahr 2024. Sie sehen, dass in einem von vier Fällen die Rendite 0 % beträgt. In einem von vier Fällen lag die Rendite oberhalb von 4 %. Ansehnliche Renditen von 6 % und mehr gab es gerade einmal in einem von zehn Fällen.
Im Schnitt über alle Anbieter lag die Rendite knapp unter 3 %, also kaum höher als die durchschnittliche Überschussbeteiligung.
Bei einigen Anbietern lag die durchschnittliche Rendite aus der Kapitalmarktpartizipation sogar um 1 % – also deutlich niedriger als die alternative sichere Verzinsung aus der Überschussbeteiligung.

Grafik 1, Quelle der Daten: https://ivfp.de/blog-indexpolicen/, eigene Aufbereitung
Sehr durchwachsene Performance seit der Produkteinführung im Jahr 2007
Select-Produkte sind seit dem Jahr 2007 auf dem deutschen Lebensversicherungsmarkt vertreten. In vielen Jahren waren fast branchenweit vermehrt „Nuller-Jahre“ zu beobachten, also ein Jahr mit einer Rendite von 0 %.
Grafik 2 zeigt die Verteilung der Renditen aus der Kapitalmarktpartizipation seit dem Jahr 2007.

Grafik 2, Quelle der Daten: https://ivfp.de/blog-indexpolicen/, eigene Aufbereitung
Sie sehen, dass in rund 50 % der Fälle, also in jedem zweiten Fall, die Rendite bei 0 % lag. Seit der Einführung der Select-Produkte im Jahr 2007 gab es also in der Hälfte der Fälle ein Nuller-Jahr. Eine Performance von 4 % oder mehr gabe es gerade einmal in einem von vier Fällen.
Es wäre interessant zu wissen, wie sich die Bestandskunden in den letzten Jahren entschieden haben: Haben sie die Überschussbeteiligung oder die Kapitalmarktpartizipation gewählt und wie gut sind sie damit gefahren? Aber das wird wohl auf ewig das Geheimnis der Lebensversicherer bleiben.
Die Häufung von Nullrunden (“Nuller-Jahre”) in den letzten Jahren ist zum einen auf die niedrige Überschussbeteiligung zurückzuführen, zum anderen aber auch auf das Zusammenspiel der Derivate und der jeweiligen Indizes. So mag es zwar schön sein, wenn ein Kunde zu 100 % oder mehr an einem Index partizipiert. Wenn der Index aber keine Performance liefert, ist dem Kunden damit leider nicht geholfen.
Aufgrund der schwachen Performance der letzten Jahre stehen Select-Produkte im Neugeschäft derzeit weniger im Fokus. Dies könnte sich bei einer steigenden Überschussbeteiligung jedoch wieder ändern.