Was heute noch als Utopie erscheint, kann morgen Realität werden. Getrieben von Technologie und Pioniergeist wird sich auch die Lebensversicherungsbranche transformieren.
UTOPIE 1: Die neue Produktwelt
Lebensversicherungsprodukte müssen nicht nur digital und schneller dem Vertrieb zur Verfügung gestellt werden. Sie müssen für den Endkunden auch individueller und flexibler werden.
Am Horizont wartet schon die eine Lebensversicherungspolice, die alles abdeckt, was ein Endkunde in Sachen Lebensversicherung wirklich braucht. Sie ist modular aufgebaut und kann sich dadurch jederzeit an die Lebenssituation des Endkunden anpassen.
Mit dieser Police werden die kurz-, mittel- und langfristige Geldanlage, die Vorsorge für das Alter und alle gängigen biometrischen Risiken (zum Beispiel Tod oder Berufsunfähigkeit) abgedeckt.
In der Ruhestandsphase wartet diese eine Police mit verschiedenen Varianten für den Kapitalverzehr auf: Entnahmeplan, Auszahlungsplan und lebenslange Rente. Und alles wahlweise mit echtem Kapitalmarktbezug.
Diese eine Police kann man in jedem Lebensalter abschliessen, aber idealerweise erhält man sie natürlich direkt schon bei der Geburt und behält sie bis ans Ende seines Lebens.
UTOPIE 2: Die neue Servicewelt
Services machen die Produktwelt erst richtig komplett. Durch Analysetools, Steuerrechner und fortlaufende Vertragsprojektionen auf Basis der aktuellen Lebenssituation hat der Kunde jederzeit Durchblick bei seiner Altersvorsorge und den möglichen Versicherungslücken.
Der Lebensversicherer unterstützt seinen Endkunden natürlich auch bei der Vermeidung und Minimierung von Risiken. Dank telematik-basierter Anwendung ist Prävention nicht mehr nur ein Lippenbekenntnis.
Bei Eintritt eines Schadenfalls überzeugt der Lebensversicherer mit einer schnellen und gründlichen Leistungsprüfung sowie Unterstützung bei der Rehabilitation.
Die Servicewelt orientiert sich am Bedarf und der jeweiligen Lebenswelt des Endkunden.
UTOPIE 3: Der Lebensbegleiter
Im «Life-Cockpit» des Lebensversicherers kommen die neue Produkt- und Servicewelt zusammen.
Das Cockpit ist als App oder Web-Applikation das Gesicht (neudeutsch das «Front-End») des Lebensversicherers zum Endkunden. Mit einem solchen Cockpit kann jeder Endkunde seine aktuelle (finanzielle) Lebenssituation jederzeit auf einen Blick ablesen.
Dank des Cockpits sieht der Endkunde, wie und wo seine Finanzmittel aktuell kurz-, mittel- und langfristig investiert sind. Er weiss, ob und welche Risiken derzeit abgedeckt sind und wo noch Deckungslücken bestehen.
Innerhalb des Cockpits kann der Endkunde den Schalter zwischen den verschiedenen «Anlagetöpfen» (zum Beispiel Kapitalanlagen mit verschiedenen Chancen-Risiko-Profilen und verschiedenen Zeithorizonten) einfach umlegen. Der Endkunde hat sein Gesamtanlagerisiko immer im Blick und moderne Hochrechnungen geben auf Basis der künftigen Ein- und Ausgaben einen Anhaltspunkt über die Liquidität der nächsten Monate sowie das zukünftige Vermögen im Alter.
Der Endkunde kann in seinem «Life-Cockpit» seine persönlichen Finanzen jederzeit selbst managen oder sich dabei von einem Finanzprofi unterstützen lassen.
Dank «Open Finance» kann der Lebensversicherer weitere Finanzdienstleistungen (zum Beispiel Kreditkarte, Bankkonto, Kredite) oder auch Versicherungslösungen aus anderen Sparten einfach in das Cockpit integrieren und dem Endkunden zugänglich machen.
Aus Utopie wird Realität
Mit den Fähigkeiten in der Produktentwicklung stehen und fallen die Zukunfts-Ambitionen eines Lebensversicherers. Es geht um die Beschleunigung und Flexibilisierung der Produktentwicklung sowie um die Digitalisierung und Automatisierung der Produktprozesse im Front- und im Back-End. Vor allem geht es aber auch um Services rund um Produkte und wie diese in das Leben der Endkunden eingebunden werden können.
Hier zeigt sich die Umsetzungsschwäche als das wahre Problem der Lebensversicherungsbranche. Neue Produkte brauchen noch immer über ein Jahr bis sie am Markt sind. Und dann sind die Produkte noch nicht einmal innovativ und digital.
Die langsame Produktentwicklung und die nicht-digitalen Produktprozesse in Front- und Back-End sind das Problem Nummer 1 der Lebensversicherer. Sie verhindern neue Kooperationen. Sie verhindern Innovationen. Sie verhindern das Markttesten von neuen Produkten und von Erweiterungen des Geschäftsmodells.
Daher muss die Produktentwicklung als der zentrale Prozess im Unternehmen auf Start-up-Geschwindigkeit getrimmt und gnadenlos auf die Bedürfnisse von Endkunden und Vertriebspartnern ausgerichtet werden. Statt «Einheitsprodukte» für alle Endkunden und Vertriebswege zu produzieren, muss die «Produktfabrik» für die massgeschneiderte Massenanfertigung fit gemacht werden.
Bei der digitalen Anbindung von Vertriebspartnern geht es zunächst um die elementaren Dinge beim Vertragsabschluss (Berechnung von Beiträgen und Leistungen, Erzeugung eines Angebotes, volldigitaler Abschluss, Realtime-Policierung) und im Weiteren dann auch um die Digitalisierung und Automatisierung der restlichen Produktprozesse.
Eine moderne Produktentwicklung mit schneller Produktlieferung und schnellen Produktmodifikationen sowie einer einfachen, digitalen Anbindung von Vertriebspartnern an die Produktprozesse ist aber längst keine Utopie mehr, sondern bereits machbar.