Am 4. April hat die Deutsche Familienversicherung (DFV) zur ersten Bilanzpressekonferenz eingeladen. New Insurance Business war vor Ort und berichtet von den spannenden und interessanten Einblicken in die Bilanz für das Geschäftsjahr 2018 sowie den Ausblick auf 2019ff.
Wer zum Teufel ist eigentlich die DFV?
Die Deutsche Familienversicherung mit Sitz in Frankfurt gilt als die erste volldigitalisierte Versicherung Deutschlands. Ausgangspunkt für die Technologisierung des Versicherers sind einfache und verständliche Produkte, die den einfachen und schnellen Abschluss eines Vertrages ermöglichen. Für Schlagzeilen sorgte der Versicherer im letzten Jahr vor allem mit der Möglichkeit, via „Alexa“ (Amazon Echo) einen Vertrag abzuschließen. Nicht weniger schlagzeilenträchtig war auch der Börsengang in 2018. Damit ist die Deutsche Familienversicherung das erste börsennotierte InsurTech in ganz Europa.
Starten wir mit dem Neugeschäft
“Ich bin echt gut gelaunt, ich habe Großes zu verkünden”, startete Dr. Stefan Knoll, CEO und Gründer der Deutschen Familienversicherung, in die Bilanzpressekonferenz. Das Bilanzjahr 2018 bescherte der DFV mit rund 55.000 neuen Verträgen ein Rekordneugeschäft mit einem Wachstum gegenüber dem Vorjahr von rund 29 Prozent. Damit ist die DFV definitiv ein stark wachsendes Unternehmen.
Neue Vorstände zur Vorbereitung von IPO und der Vertriebsoffensive
Für die bereits in 2017 verabschiedete Offensive hat die DFV mit Michael Morgenstern (ehemals GenRe) und Stephan Schinnenburg (ehemals Ergo) ausgewiesene Experten verpflichtet und an Bord geholt. Der Plan scheint aufzugehen. Morgenstern stemmte mit seinen Kollegen erfolgreich den Börsengang und die DFV sammelte dabei rund 52 Mio. EUR ein. Schinnenburg trägt massgeblich zum Rekordneugeschäft und den weiteren Wachstumsfantasien bei.
Die erfolgreiche Kooperation mit ProSiebenSat.1
Bereits seit April 2018 kooperiert die DFV sehr erfolgreich mit ProSiebenSat.1. Unter der Marke MAXCARE wird die Krankenzusatzversicherung medienwirksam beworben. ProSiebenSat.1 ist dabei ein klassischer Vertriebspartner und kein Anteilseigner der DFV. Schon bald wird die DFV ein weiteres Produkt über diesen Vertriebskanal vertreiben.
Eine kleine Allianz?
Dr. Knoll bezeichnete seine DFV während der Bilanzpressekonferenz mehrfach liebevoll als „die kleine Allianz“. Genau wie eine Allianz hat die DFV alles, was ein Versicherer braucht, um die gesamte Wertschöpfungskette in-house abzubilden. Die DFV ist definitiv ein voll funktionsfähiges Versicherungsunternehmen.
Die Digitalisierung beginnt beim Produkt
Dr. Knoll hat es mehrfach betont und uns damit aus dem Herzen gesprochen. Ohne einfache und gut strukturierte Produkte wird die Digitalisierung nicht gelingen. Die Digitalisierung beginnt beim Produkt.
Ohne KI geht es aber auch nicht
Künstliche Intelligenz (KI) ist zu einem wahren Schlagwort geworden und jedes Startup, was heutzutage etwas auf sich hält, schmückt sich mit diesem. Die DFV wendet KI einfach an: nämlich bei der Leistungsregulierung in der Krankenzusatzversicherung.
Alexa, ich brauche eine Versicherung!
Die DFV ist nach eigenen Angaben das erste und bis dato einzige InsurTech, das den kompletten Verkaufsprozess via Alexa abbilden kann. Wenngleich die Anzahl der tatsächlichen Abschlüsse über diesen Vertriebsweg vermutlich noch recht überschaubar ist, so stimmen wir zu 100 Prozent mit der Philosophie überein, dass Sprachassistenten im Vertrieb die Zukunft gehören wird. Bisher ist diese Weltneuheit bei der DFV nur für die Krankenzusatzversicherung implementiert.
Wohin mit dem vielen Geld?
Ein wichtiger Teil des Geschäfts, den man dank der vielen Millionen aus dem Börsengang ändern wird, ist der Rückversicherungs-Umfang. Die DFV möchte weg von der externen und hin zu der internen Vorfinanzierung des Wachstums. Ein weiterer Fokus liegt ganz klar auf der Steigerung des Sachversicherungs-Neugeschäfts. Vermutlich alleine schon, um das Produktportfolio im Neugeschäft und den gesamten Bestand besser zu diversifizieren. Die bei der Krankenzusatzversicherung bereits sehr weit fortgeschrittenen Digitalisierung soll nun auch in der Sachversicherung vorangetrieben werden.
Noch etwas für die Zahlen-Junkies
Nachfolgend auf einen Blick die zentralen Kennzahlen der DFV im Bilanzjahr 2018:
Das Zahlenwerk sieht wirklich gut aus und ehrlich gesagt, wenn das Unternehmen jetzt auch noch im Jahr 2018 mit einem Gewinn abgeschlossen hätte, dann wären wir misstrauisch geworden. Aber IPO und die Neuverpflichtungen hinterlassen in der Bilanz 2018 ihre Spuren: das Jahr 2018 schliesst die DFV mit einem Verlust in Höhe von 3.3 Mio. EUR (IFRS) ab.
Und was ist mit der Zukunft?
Eine Expansion ins Ausland ist aktuell kein grosses Thema für die DFV. Herr Dr. Knoll hat natürlich Recht, wenn er sagt, dass der deutsche Markt noch so viel Potenzial für Wachstum bereithält.
Die IT soll in den kommenden Jahren von einer linearen Systemlandschaft in eine cloud-basierte neuronale Systemanalogie umgewandelt werden. Mit der Mandantenfähigkeit soll zudem die Möglichkeit für eine Anbindung von Drittanbietern geschaffen werden.
In 2019 steht der Einstieg in den Tierversicherungsmarkt an und 100.000 neue Verträge sind als Planziel für das Bilanzjahr 2019 ausgerufen. Die DFV will trotz des forschen Wachstums schon im Jahr 2021 wieder in der Gewinnzone sein.
Und natürlich sollen in Zukunft der Abschluss aller Produkte der DFV über Alexa möglich sein.
Unser Fazit
Die DFV überzeugt mit starkem Wachstum, ist ein voll funktionsfähiges Versicherungsunternehmen und arbeitet mit jeder Menge Technologie. Ja, die DFV ist ein InsurTech! Die DFV ist bereits ein erwachsenes InsurTech, was bereits funktioniert und liefert. Damit ist sie im Lebenszyklus weiter als die meisten der anderen InsurTechs.
Mit dem weiteren Ausbau der IT wird die DFV den Grossteil der Branche vermutlich um weitere Lichtjahre abhängen können. Es bestehen alleine in Deutschland zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten – und noch viel mehr in Europa.
Das Neugeschäftsziel von 100.000 Verträgen für das Jahr 2019 klingt im Kontext der rund 55.000 Verträge in 2018 recht ehrgeizig. Aus unserer Sicht ist da aber noch viel Luft nach oben. Die Frankfurter scheinen wohl lieber etwas tief als zu hoch stapeln zu wollen.
Der Schritt in Richtung Europa muss natürlich wohlüberlegt sein, ist aber aus unserer Sicht alternativlos. Die Zeit ist reif und eine Expansion liefert vermutlich den internationalen Investoren noch das letzte Argument für einen Einstieg bei der DFV.