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1001 Anlagemöglichkeiten für den Ruhestand (Teil 2)

Ein Entnahmeplan ist eine Anlagestrategie, die festlegt, wie viel Geld in welchem Rhythmus aus einem vorhandenen Vermögen entnommen werden soll. Ziel ist es, das vorhandene Vermögen über den Planungszeitraum sinnvoll zu nutzen und gleichzeitig sicherzustellen, dass es nicht zu früh aufgebraucht ist.

Ein Entnahmeplan berücksichtigt verschiedene Faktoren wie die aktuelle Lebenserwartung, die zukünftigen Ausgaben und die möglichen Erträge aus der Kapitalanlage des Vermögens. Ein Entnahmeplan kann daher ein interessanter Baustein in der Ruhestandsplanung sein. Betrachten wir dazu zunächst ein Beispiel.

In der Praxis würde Frau Meier ihr Vermögen wahrscheinlich am Kapitalmarkt anlegen und damit zusätzliche Erträge erwirtschaften. Dadurch könnte sie entweder jährlich einen höheren Betrag entnehmen oder das vorhandene Vermögen könnte länger als die im Beispiel genannten 15 Jahre reichen.

Außerdem kann Frau Meier durch eine entsprechende Anlage dem Wertverlust durch die Inflation entgegenwirken. Die jährliche Entnahme von 24.000 EUR hat bei einer angenommenen jährlichen Inflation von 2 % in 15 Jahren aus heutiger Sicht nur noch eine Kaufkraft von weniger als 18.000 EUR.

Entscheidet sich Frau Meier bei der Anlage ihres Vermögens für ETFs, spricht man von einem ETF-Entnahmeplan. Bei einem ETF-Entnahmeplan investiert Frau Meier zu Beginn ihr Vermögen in Höhe von 360.000 EUR in ausgewählte ETFs. Jedes Jahr verkauft Frau Meier dann genau so viele Anteile ihrer ETFs, dass der gewünschte Entnahmebetrag von 24.000 EUR aus ihrem Depot entnommen werden kann.

Frau Meier kann jedoch nur so lange Geld entnehmen, wie Vermögen in ihrem Depot vorhanden ist. Wie lange dies der Fall ist, hängt von der Performance der ETFs ab. Bei einer Performance von 0 % p.a. ist das Geld wie im obigen Beispiel nach 15 Jahren aufgebraucht. Bei einer Performance von 3 % p.a. hält das Vermögen immerhin schon rund 20 Jahre. Bei dieser Betrachtung haben wir der Einfachheit alle Kosten für die Verwaltung sowie die Steuern auf Erträge nicht berücksichtigt.

Ein weiterer wichtiger Faktor beim Entnahmeplan ist die Höhe der Entnahme. Wer hier etwas flexibler ist, kann die tatsächliche Entnahme zum Beispiel von der Performance des letzten Jahres abhängig machen. Bei guter Performance kann etwas mehr entnommen werden, bei schlechter Performance etwas weniger.  

Schauen wir uns an, wie es bei einem Entnahmeplan um die im vorherigen Teil der Artikelreihe beschriebenen drei wichtigen Dimensionen bei der Ruhestandsplanung steht.

Dimension 1: Planungssicherheit

Ein gut durchdachter Entnahmeplan – also ein Entnahmeplan, bei dem die Kapitalanlage und die Entnahmehöhe aufeinander abgestimmt sind – reduziert zwar die Unsicherheit über die Dauer der möglichen Entnahmen, eine absolute Planungssicherheit ist jedoch nicht gegeben. Frau Meier kann zu Beginn ihres ETF-Entnahmeplans nicht mit Sicherheit sagen, wie lange sie Entnahmen tätigen kann.

Dimension 2: Zeithorizont

Der Planungshorizont legt fest, wie lange Frau Meier ihr Vermögen über die Zeit strecken will. Der Planungshorizont bestimmt somit auch das Rendite-Risiko-Profil der Kapitalanlage und die Höhe der Entnahmen. Frau Meier möchte, dass ihr Vermögen für 25 Jahre reicht. Sie geht als davon aus, dass sie nicht älter als 90 Jahre alt wird oder, dass sie ab dann keine Entnahmen mehr benötigt. Ganz nebenbei: Die Wahrscheinlichkeit, dass Frau Meier ihren 90. Geburtstag erleben wird, liegt gemäss dem Lebenserwartungsrechner der Webseite „7 Jahre länger“1 bei rund 50 %. Das bedeutet, dass fünf von zehn heute 65-jährigen Frauen über 90 Jahre alt werden. Dies ist bei der Festlegung des Planungshorizonts mitentscheidend.

Dimension 3: Kapitalverzehr

Frau Meier möchte ihr Vermögen selbst aufbrauchen. Mit einem Entnahmeplan kann sie dieses Ziel erreichen. Ein Entnahmeplan ist genau darauf ausgerichtet, dass ihr Vermögen bis zum Ende des Planungszeitraums aufgebraucht ist.

Ein Entnahmeplan kann also ein sinnvoller Baustein in der Ruhestandsplanung von Frau Meier sein. Frau Meier muss sich aber bewusst sein:

  • Ihr Vermögen im Entnahmeplan kann frühzeitig aufgebraucht sein, weil die Performance der Kapitalanlage niedriger ist als erhofft.
  • Die monatlichen Entnahmen können zu gering kalkuliert sein, so dass später im Alter noch zu viel Geld übrig ist. Frau Meier könnte auch früher sterben und noch ein Teil ihres Vermögens nicht aufgebraucht haben.

Mit dem folgenden Tool können Sie Ihren eigenen Entnahmeplan erstellen. Geben Sie dazu Ihr Startkapital, Ihr Alter bei Beginn, die monatliche Entnahmehöhe sowie das gewünschte Rendite-Risiko-Profil der Anlage ein und Sie sehen, wie lange Sie mit Ihrem Startkapital auskommen könnten und ob ihr definierter Entnahmeplan bis zu ihrem mittleren Lebensendalter halten wird.

ETF-Entnahmeplan bei einer Bank oder bei einem Lebensversicherer?

Die Wahl zwischen einem Entnahmeplan bei einer Bank (oder einem Online-Broker) und einem Entnahmeplan im Rahmen einer fondsgebundenen Lebensversicherung hängt im Kern von zwei Faktoren ab.

Die nachfolgenden Aspekte können grundsätzlich bei beiden Entnahmeplänen gleich sein:

  • Kapitalanlage (zum Beispiel jeweils die gleichen ETFs)
  • Entnahmestrategie (zum Beispiel monatlich 2.000 EUR)
  • Flexibilität (zum Beispiel bei der monatlichen Entnahmehöhe und der Kapitalanlage)

Die beiden entscheidenden Faktoren sind die Renditeminderung durch die Kosten sowie die Renditeminderung durch die fällige Steuer.

Übersteigt der Steuervorteil der Lebensversicherung den oft praktischen Nachteil bei den Kosten, so können bei gleichem Startkapital, gleicher Kapitalanlage und gleicher Entnahmehöhe auf Gesamtsicht aus einer Lebensversicherung länger Entnahmen getätigt werden.

Letztlich hängt die Entscheidung für einen der beiden Wege von den individuellen Prioritäten und Bedürfnissen ab.

Der Entnahmeplan mit ETFs eignet sich grundsätzlich für Personen, die niedrige Kosten, eine hohe Flexibilität und Transparenz sowie die Einfachheit schätzen und darüber hinaus keinen zusätzlichen Versicherungsschutz benötigen oder wollen.

Der Entnahmeplan im Rahmen einer fondsgebundenen Lebensversicherung ist vorteilhaft für Anleger, die von den steuerlichen Vorteilen profitieren möchten und auch einen zusätzlichen Versicherungsschutz wünschen.

Bei einer Ruhestandsplanung ist es ratsam, sich eingehend mit den Vor- und Nachteilen der möglichen Bausteine zu befassen und vor allem eine Gesamtsicht auf alle Bausteine einzunehmen.

Personen mit einem hohen Bedürfnis an Planungssicherheit kommen vermutlich nicht um den Baustein „private Rentenversicherung“ herum. Genau um diesen Baustein geht es im nächsten Teil unserer Artikelreihe.

Bleiben Sie dran!

Quellen und Anmerkungen

1: Zu dem Lebenserwartungsrechner gelangen Sie über den nachfolgenden Link: https://www.7jahrelaenger.de/7jl